Eine schwindelerregende Herausforderung
Die Bergsteigerin Andrea Zimmermann erzählt uns von ihrem neusten Abenteuer. Auf ihrer Expedition bestieg sie den Manaslu, dessen Gipfel in 8163 Metern Höhe liegt.
«Anfang Oktober sind wir, erfüllt von Emotionen, wieder zurück in Kathmandu, der Hauptstadt Nepals. Seit Beginn der Expedition am 3. September ist kein Tag vergangen, an dem es nicht bis in hohe Lagen geregnet oder geschneit hat. Ungewöhnliche und schwierige Bedingungen. Der Monsun will einfach nicht vorübergehen. Wir leben in 4800 Metern Höhe. Unser Basislager ist grossartig. Angesichts der Wetterbedingungen müssen wir viel Geduld und grosse Flexibilität beweisen. Wir müssen unser Akklimatisierungsprogramm mit der Rotation zwischen den verschiedenen Höhenlagern je nach den Gefahren des Berges anpassen. Das Wetter ist ausser Rand und Band. Am 27. September 2019 beschliessen wir endlich, den Aufstieg zum Gipfel zu wagen. Wir rechnen 4 Tage mit den Stopps an den verschiedenen Höhenlagern auf 6400, 6800 und 7400 Metern. Die Sonnenstrahlen machen uns trotz der schwierigen Strecke Mut. Die Windböen und die zahlreichen Schneefälle haben den Weg verdeckt. Unser Sherpa-Team leistet fantastische Arbeit. Wir setzen geduldig einen Fuss vor den anderen. Ohne künstliche Sauerstoffzufuhr. Das Panorama ist atemberaubend. Wir gewinnen an Höhe. Als wir im Camp auf 7400 Metern ankommen, sind wir zuversichtlich. Diese Nacht werden wir uns sachte diesem wundervollen Gipfel nähern, der sich auf 8163 Meter über Meer erhebt. Mitternacht, der Wind legt sich. Ein Himmel voller Sterne. Aber eisige Kälte. Wir verlassen unsere Zelte. Es macht sich ein wenig Nervosität bemerkbar, aber wir freuen uns. Wir essen nicht viel… In dieser Höhe spielt der Magen nicht ganz mit… Wir beginnen den Aufstieg, langsam, Schritt für Schritt. Vor uns liegen «nur noch» 700 Höhenmeter. Ohne künstliche Sauerstoffzufuhr rechnen wir etwa 6 bis 7 Stunden bis zum Gipfel. Sehr schnell stellen wir fest, dass der starke Wind, der seit kurz vor Mitternacht weht, den Weg verschüttet hat… Auch mit der tatkräftigen Hilfe unseres Sherpa-Teams ist es enorm anstrengend. Wir kommen in den 30 Zentimetern Neuschnee nur mühsam voran. Es herrscht eisige Kälte und es besteht das Risiko von Erfrierungen. Wir kämpfen uns weiter vorwärts und hoffen, dass sich die Bedingungen bessern. Doch die Nacht umhüllt uns mit ihrer besonderen Atmosphäre. Wir versuchen, trotz der extremen Kälte und des Sauerstoffmangels in dieser Höhe warm zu werden. Wir kommen nur langsam voran. Wir müssen unseren Weg finden. Etwa 300 Meter vor dem Gipfel beschliessen wir, umzukehren. Der Aufstieg ist eine Sache. Doch der Abstieg ist der heikelste Teil einer Bergbesteigung. Diese grossen Höhen verzeihen einem nichts. Man muss vernünftige Entscheidungen treffen. Natürlich wäre das Ziel wie für jeden Bergsteiger der Gipfel gewesen. Doch wenn wir diese Expedition beenden, ohne auf dem Gipfel gewesen zu sein, so geschieht dies in der tiefen Überzeugung, auf den Berg gehört zu haben.
Du fond du coeur, un immense MERCI à PEMSA pour le précieux soutien dans cette magnifique et intense Aventure ?? »