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Interview: Eric Gerini, Generaldirektor

DIE PERSONALVERMITTLUNGSAGENTUR PEMSA IST EINE UNVERZICHTBARE PARTNERIN FÜR DEN SCHWEIZER BAU- UND GEBÄUDESEKTOR.

Unser Generaldirektor Eric Gerini gab der Zeitschrift Batimag ein Interview. Als das Unternehmen noch Placement d’électricien Marchon SA hiess, war Eric Gerini der allererste Temporäre. 1992 übernahm er die Leitung des Unternehmens und wurde Geschäftspartner des Gründers Bernard Marchon, welcher das Unternehmen 2007 verliess.

Während das Unternehmen wuchs, bildete sich Gerini fort und entwickelte sich gemeinsam mit Pemsa weiter.

Im Interview erfahren Sie von der Bedeutung, die Pemsa den Temporärmitarbeitenden zumisst, der Absicht, ihnen langfristige Einsätze zu verschaffen und dem Bestreben, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen.

Des Weiteren erzählt Gerini von den engen Beziehungen zwischen Pemsa, den Temporärmitarbeitenden und den Kunden. Die Berater kennen die Gegebenheiten ihrer Branche, ihre Arbeiter sowie deren Fähigkeiten sehr genau.

Der Generaldirektor kommt auf die Kritik zu sprechen, der die Temporärbranche häufig ausgesetzt ist, und erklärt, dass der Sektor durch zahlreiche Gesamtarbeitsverträge mit Mindestlöhnen und durch strikte Vorgaben reguliert ist.

Schliesslich spricht Eric Gerini über das Metier der Rekrutierung und die Zukunft des Unternehmens.

Das ganze Interview finden Sie nachfolgend oder unter Batimag.

 

Pemsa: Eine spektakuläre Entwicklung

Generaldirektor Eric Gerini lenkt die Geschicke der Personalvermittlungsagentur Pemsa. Er war vor mehr als dreissig Jahren der erste Temporäre, der vermittelt wurde, und hat dem Unternehmen zu einem spektakulären Wachstum verholfen.  Blicken wir auf die Erfolgsgeschichte eines Unternehmens in einem viel kritisierten, jedoch unverzichtbaren Sektor zurück.

Eric Gerini, Pemsa ist untrennbar mit Ihnen verbunden. Dahinter steckt ein ziemliches unternehmerisches Abenteuer…

Pemsa wurde 1980 von Bernard Marchon in Freiburg gegründet und ist übrigens die Abkürzung für Placement d’électricien Marchon SA. Wir haben wirklich bei null angefangen. Ich war der erste Temporäre, ein ausgebildeter Elektriker, und bot meine Arbeit an. 1992 übernahm ich die Unternehmensleitung und wurde Partner von Marchon, der das Unternehmen 2007 verliess.

Heute haben wir 1500 Mitarbeitende, die jeden Tag in der ganzen Schweiz arbeiten. Sie werden von 60 Angestellten betreut. Wir betreiben 10 Standorte im ganzen Land. Ich bin mit dem Unternehmen gewachsen und gereift. Mit dem Wachstum musste ich mich im Bereich Management weiterbilden. Ich habe Ausbildungen in den Bereichen Marketing und Betriebswirtschaft absolviert. Dazu habe ich einen MBA der Executive School in Lausanne und ein Diplom der Managerschule St. Gallen. Und natürlich musste ich mich im Bereich Coaching weiterbilden.

Warum ist Ihr Unternehmen erfolgreich?

In der Schweiz gibt es um die 7000 Vermittlungsagenturen, etwa so viele wie Bankomaten, von denen gibt es 7400. Was uns auszeichnet und unsere Stärke ausmacht, ist, dass wir in dem Sektor arbeiten, den wir kennen. Wir vermeiden Generalismus. Natürlich mussten wir uns im Laufe der Jahre und mit der Entwicklung des Unternehmens strategisch anpassen. Doch wir sind kohärent geblieben. Anfangs war unser Kerngeschäft das Baunebengewerbe, Elektrizität, Heizung, Lüftung, Sanitärinstallationen… Heute ist mit den Smart Homes alles vernetzt. Doch wenn man Glasfaser verlegt, braucht es trotzdem noch einen, der den Bagger bedient… Wir haben unsere Aktivitäten neben dem Bau einfach auf weitere Sektoren ausgedehnt.

Warum sollte ein Arbeiter in diesem Dschungel der Agenturen gerade zu Ihnen kommen und nicht zur Konkurrenz?

Weil die Mitarbeitenden unsere wichtigste Ressource sind und wir uns gut um sie kümmern. Der Arbeiter hat vom ersten Kontakt an unsere volle Aufmerksamkeit. Und das sind keine leeren Worte. Wir möchten, dass er sich wohlfühlt, anerkannt in einem Unternehmen, das sich für ihn einsetzt. Wir möchten, dass er bleibt… Das ist das, was uns auszeichnet: Wir sind bestrebt, unsere Mitarbeitenden das ganze Jahr über zu beschäftigen, nicht nur ab und zu. Ich hasse vorübergehende Lösungen. Meine Herausforderung wäre, Teams aus Mitarbeitenden zusammenzustellen, die das ganze Jahr über eingesetzt werden.

Alle unsere Mitarbeitenden sind ausgestattet, geschult und ausgerüstet. Wir bieten ihnen auch ein Willkommenspaket mit Vorteilen im Gesundheits-, Umwelt- und Sicherheitsbereich, zum Beispiel Vergünstigungen für Sicherheitsausrüstung oder Transport. Ausserdem arbeiten wir mit Sozialarbeitern zusammen, um Mitarbeitenden helfen zu können, die sich verschuldet haben.

Und diejenigen, die motiviert sind, die schulen wir durch Praxis, aber auch bis zum Erhalt eines EFZ oder mit Kursen zu geltenden Normen. Es stimmt, dass Arbeiter, die früh aufstehen und den ganzen Tag schuften, nicht unbedingt die Energie haben, in eine Weiterbildung zu investieren, doch wir lassen nicht locker, wir ermutigen und helfen denen, die das möchten.

Und die Unternehmen? Welche Vorteile bieten Sie ihnen?

Der Vorteil bei uns ist, dass wir unsere Arbeiter eingehend kennen, wir wissen genau, was sie können. Wenn wir einen Mitarbeitenden zu einem Kunden schicken, wissen wir, dass er das kann, wofür er engagiert wurde. Wir schicken keinen Bäcker für Elektroarbeiten, wie das manchmal bei der Konkurrenz vorkommt.

Und ausserdem pflegen wir den persönlichen Kontakt. Wir sind keine Telefonvermittler. Wir sind vor Ort präsent, wir kommen zu den Baustellen. Der beste Beweis für unsere Qualität ist übrigens, dass unsere Kunden unsere grössten Konkurrenten sind. In 60 Prozent der Fälle werben sie unsere Mitarbeitenden ab und stellen sie ein.

Der Temporärsektor wird oft wegen der unsicheren und stressigen Arbeitsbedingungen kritisiert.

Man muss ganz klar sagen: Temporärarbeit, Personalverleih, das entspricht einem Marktbedürfnis. Oft betrachtet man uns mit einem gewissen Misstrauen, wie Opportunisten oder sogar Parasiten. Ich verstehe die Kritik teilweise: Ich bin einer der Ersten, die sagen, dass unsere Branche nicht immer alles richtig gemacht hat. In der Schweiz ist es viel zu einfach, eine Agentur zu eröffnen; der Branche mangelt es, oder besser gesagt mangelte es, an Professionalität.

Doch seit 2012 gibt es Gesamtarbeitsverträge, die vieles regeln. Es gibt Mindestlöhne und strikte Vorgaben. Das Ergebnis: Was Hygiene betrifft, werden wir eindeutig mehr kontrolliert als Restaurants. 2018 gab es mehr als 10 Kontrollen.

Die Gewerkschaften sind äusserst hartnäckig, sie möchten Quoten, eine Beschränkung der Anzahl Temporärmitarbeitenden pro Unternehmen. Das ist ebenso lächerlich wie kontraproduktiv. 80 Prozent unseres wirtschaftlichen Gefüges bestehen aus KMU mit wenigen Angestellten. Diese KMU brauchen nur punktuell Verstärkung und Ressourcen. Sie würden als Erste darunter leiden, während die grossen Unternehmen mit Hunderten Angestellten mehr Temporäre einsetzen könnten. Einige Genfer Gemeinden haben bereits Beschränkungen eingeführt. Das Tessin hat eine solche Beschränkung sogar gesetzlich verankert. Das ist gefährlich, es bedeutet einen Eingriff in die Wirtschaftsfreiheit.

Dennoch lässt sich nicht leugnen, dass Temporärarbeit ein Prekarisierungsfaktor in der Arbeitswelt ist.

Mir ist absolut klar, dass es nicht leicht ist, mit Prekarisierung zu leben. Ich verstehe, dass die Unsicherheit für meine Mitarbeitenden belastend ist. Doch statt die Vermittlungsmöglichkeiten mit Quoten zu beschränken, wäre es intelligenter, Wege zu finden, die Unsicherheit zu begrenzen, indem beispielsweise ein Kompensationsfonds eingerichtet wird.

Man wird unter dem Vorwand, die Prekarisierung der Arbeit zu bekämpfen, die Untervergabe bewilligen, oft an ausländische Unternehmen. Und da werden die Mindestlöhne weder eingehalten noch kontrolliert. Die Schweiz ist und bleibt ein liberaler Markt. Wir sollten es nicht den Nachbarländern gleichtun, in denen die Schattenwirtschaft grösser ist als die Realwirtschaft.

Wissen Sie, die Unternehmen sind oft unorganisiert. Oft brauchen sie gleich am nächsten Tag einen Arbeiter, wenn nicht schon am selben Nachmittag. Wenn es mir gelingt, jemanden für sie zu finden, wurde ein Arbeitsplatz geschaffen, auch wenn es nur für einen Tag ist, das ist doch immerhin etwas.

Wo suchen Sie Ihre Mitarbeitenden?

Das ist kein Geheimnis: Im Ausland findet man sie leichter. Sie haben Hunger, und die Schweiz gilt immer noch als Paradies. Es ist einfacher, jemanden aus Marseille zu finden, der bereit ist, morgen arbeiten zu kommen, als jemanden aus Lausanne für in einer Woche. Hier ist das soziale Netz so aufgebaut, dass es für einen Arbeiter einfacher ist, arbeitslos zu bleiben, als alles dafür zu tun, eine Woche Arbeit zu haben. Zudem ist es sehr schwierig, direkt mit den beim RAV Angemeldeten in Kontakt zu kommen, doch wir sind auf Schnelligkeit und Flexibilität angewiesen.

Wir leben in einer dynamischen Welt. Es ist schade, dass die Gewerkschaften uns gegenüber so negativ eingestellt sind. Natürlich gibt es negative Aspekte in unserer Branche, doch wir müssen gemeinsam Lösungen finden. Dies würde den einheimischen Arbeitskräften zugutekommen.

Über welche Kanäle rekrutieren Sie Ihre Mitarbeitenden?

Auch im heutigen Zeitalter der sozialen Medien und der Digitalisierung ist Mundpropaganda immer noch das beste Mittel für die Rekrutierung. Unser guter Ruf ist dabei der wichtigste Faktor. Natürlich haben wir auch Beziehungen zu Personalberatern in den umliegenden Ländern, und wir sind im Internet präsent. Wenn jemand Arbeit sucht, stösst er bald auf uns. Und die Tatsache, dass wir Arbeit in der Schweiz mit dem entsprechenden Lohn anbieten können, ist zweifellos ein grosser Vorteil.

Wie sieht die Zukunft von Pemsa aus?

Ich bin 53 Jahre alt und habe das Glück, dass ich immer Projekte im Kopf habe. Ich möchte eine Unternehmensgruppe aufbauen mit dem Ziel, ein bedeutender Akteur in der Schweizer Vermittlungsbranche zu werden. Künftig werden wir das Wachstum in Sektoren fördern, in denen wir früher nicht unbedingt aktiv waren. Wir nutzen Gelegenheiten, wenn sie sich bieten, wie es bei Assisteo im Pflegebereich der Fall ist. Ich möchte, dass Pemsa zu den Top Ten der Temporärfirmen gehört. Wenn man weiss, wie wir angefangen haben, wäre es ein grosser Erfolg, einer der Top Ten der Branche zu sein.

Interview vom Februar 2019, durchgeführt von Jean-A. Luque, Batimag (https://www.batimag.ch/pemsa)